Das Thüringer Bündnis „Gute Arbeit in der Sozialen Arbeit und der Kindheitspädagogik“ unterstützt die Streiks der ErzieherInnen in Kindertageseinrichtungen. Dass die Anforderungen im Bereich der früh-kindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung gestiegen sind, ist gesellschaftlicher Konsens. Längst geht es nicht mehr nur um „Aufbewahrung“ der Kinder, während die Eltern arbeiten gehen. Um das leisten zu können, brauchen die MitarbeiterInnen gute Rahmenbedingungen. Ein Einkommen, von dem man leben kann, gehört dazu. Bislang verdienen ErzieherInnen in Thüringen durchschnittlich etwa 1.350 Euro netto – wenn sie zu den 25% der Beschäftigten gehören, die in Vollzeit arbeiten. Neben dem niedrigen Einkommen stellt die sogenannte „unfreiwillige Teilzeit“ ein großes Problem für die Beschäftigten dar. Daran muss sich etwas ändern, um langfristig die Betreuungsbedarfe junger Familien qualitativ hochwertig gewährleisten zu können, ohne dass die einzelne Erzieherin dafür an ihre persönlichen Grenzen gehen muss. Schon jetzt wandern viele PädagogInnen nach der Ausbildung nach Hessen oder Bayern ab, weil dort der Fachkräftebedarf hoch und die Beschäftigungsbedingungen besser sind.
In den aktuellen Tarifverhandlungen fordern die Gewerkschaften Anpassungen in den Eingruppierungen der Fachkräfte und Lohnerhöhungen bis zu 10%. Klingt viel? Klingt fair!
Das sehen auch die über 1.500 UnterstützerInnen des Bündnisses für Gute Arbeit so. „Die Eltern, mit denen wir über die Belange der Pädagoginnen und Pädagogen gesprochen haben, waren bisher immer sehr verständnisvoll und für das Anliegen der Fachkräfte aufgeschlossen. Sie sehen, was die Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen täglich leisten und wollen schon im Interesse ihrer Kinder zufriedenstellende Arbeitsbedingungen“, so Barbara Lochner, eine der Sprecherinnen des Bündnisses. Dafür wären viele bereit, Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen. Für manche Eltern ergeben sich durch drohende Streiks allerdings akute Betreuungsprobleme und dafür müssen praktikable und unkomplizierte Lösungen gefunden werden. Gerade weil es den KollegInnen darum geht, ihre Forderungen nicht auf dem Rücken der Schwächsten der Gesellschaft auszutragen, streiken PädagogInnen eher selten und werden jetzt durch die einseitige Thematisierung ihres Arbeitskampfes als Betreuungsproblem eingeschüchtert. Deshalb ist es wichtig, dass die Zivilgesellschaft ihre Solidarität ausdrückt – im Gespräch mit den PädagogInnen, in Beiträgen zur öffentlichen Diskussion und in der gemeinsamen Suche nach Lösungen für Betreuungsengpässe während des Streiks.
Barbara Lochner & Susanne Paton
Sprecher*innen des Bündnisses